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Berichte

Bergungseinsatz in Kodersdorf

Der VKSVG e.V. erhielt durch einen Bürger der Stadt Niesky den Hinweis, dass in seinem ehemaligen Wohnort noch 2 Soldaten im Garten seiner früheren Heimat liegen. So das eine Bergung angesetzt wurde. Um einen reibungslosen Ablauf der heute angesetzten Bergung abzusichern, trafen sich Punkt 9.00 Uhr 7 Mitglieder des VKSVG e.V. in Niesky. Bei einer Tasse Kaffee wurden alle Einzelheiten besprochen, die Anwesendheitsliste und die Ausweise überprüft, da der Bergungsort mitten im Wohngebiet lag und wir mit den Ordnungshütern rechnen mussten.
Als alles geklärt war, fuhren wir zum Einsatzort und sperrten als erstes das Arbeitsgebiet weiträumig ab. Unser Zeitzeuge war auch vor Ort und es wurde mit ihm gemeinsam die Stelle lokalisiert und mit den Grabungen begonnen. 2 Mitglieder hatten vorwiegend die Aufgabe sich um die „Zaungäste“ zu kümmern, dafür wurde extra ein Flyerständer aufgebaut und die interessierten Bürger damit auszustatten.

Da der Zeitzeuge nicht mehr in Kodersdorf wohnt und schon Jahrzehnte nicht mehr da war, kam es zu einigen Wiedersehensfreuden. Wir konnten dadurch mit einigen Zeitzeugen reden und erfuhren einiges über die Kämpfe im April 1945 in diesem Bereich. Gegen 11 Uhr tauchte dann das Regionalfernsehen auf und drehte einiges über die Arbeiten. Leider konnten nur einige Knochenfragmente und eine Gasmaske gefunden werden. Der ganze Vorgarten wurde umgegraben und dabei festgestellt, dass irgendwann ein Stromkabel in die Erde verlegt wurde und wahrscheinlich bei diesen Arbeiten die 2 Soldaten gefunden oder ohne Aufsehen „entsorgt“ wurden, denn der Gemeinde war keine Bergung in diesem Bereich bekannt.
In der Mittagspause erhielten wir noch mal Besuch von einem älteren Herrn der uns im Gespräch noch Hinweise auf 2 Soldaten in seinem Garten gab.2 Mitglieder des VKSVG e.V. fuhren mit dem älteren Herrn mit und schauten sich die Sache vor Ort an. Es ist ein großer Garten und er weiß leider keine genaue Stelle, nur das seine Mutter 2 Soldaten hier begraben haben soll. Wir werden der Sache nachgehen.

Nach der Mittagspause wurde alles begradigt und die Ausgrabungsstelle wieder in ihren alten Zustand versetzt.
Nun fuhren alle Mitglieder noch zu den 3 deutschen Patenschaftssoldatenfriedhöfen und entfernten die Wintereindeckung, rechten und stellten wieder einen ordentlichen Zustand her.
In gemeinsamer Runde ließen wir den Tag noch mal Revue passieren (leider wurden wir nicht belohnt) und es wurden noch einige Aufgaben für die nahe Zukunft besprochen, bevor gegen 17 Uhr alle wieder den Heimweg antraten.

Sohn und Enkel finden Grab

Sohn und Enkel finden mit Hilfe des Vereins zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener e.V. (VKSVG), das Grab ihres in den letzten Kriegeswochen gefallenen Vaters und Großvaters in Polen.

Am 07. Februar 1945 wird der gebürtige Chemnitzer Albert Pfund schwer verwundet, wenige Stunden später erliegt er im Lazarett des Lehrerseminars in Mehlsack (Ostpreußen) seinen Verletzungen. 62 Jahre später, im April 2007 macht sich sein gleichnamiger Enkel auf die Suche nach seinem Grab. Die Informationen aus den Archiven sind sehr wenig, doch gelingt es den Werdegang anhand der Auskünfte und der noch erhalten gebliebenen Feldpostbriefen zu rekonstruieren. Es ist die Geschichte eines einfachen Soldaten, eines Soldatenschicksals wie sie es damals zu Tausenden in ähnlicher Form gab und doch bleibt es ein einmaliges.
Am 21. Januar 1906 wird Albert Pfund in Chemnitz geboren. In den dreißiger Jahren zieht er nach Belgien, wo er die Belgierin Agnès Juliette Heirbaut heiratet. Zu Beginn des Krieges wird er von Franzosen festgenommen und wird nach Frankreich verschleppt. Nach der Beendigung des Frankreichfeldzuges im Mai 1940 kommt er wieder frei und wird schließlich am 25. Mai 1943 zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Im württembergischen Schwetzingen erhält er seine Ausbildung bei der Panzertruppe. Er kommt zur Stammkompanie der Panzer-Ausbildungs-Abteilung 204 welche bei der dortigen Panzerschule stationiert ist. Dort erhält er zu Beginn wie jeder Soldat auch seine Erkennungsmarke, seine persönliche Nummer ist die -1564-. Es ist das kleine Stückchen Metall was noch nach über 60 Jahren zur Identifizierung der sterblichen Überreste beiträgt.
Was der gebürtige Chemnitzer nach seiner Ausbildung macht ist unklar, aus Erzählungen und den noch vorhandenen Feldpostbriefen ist lediglich bekannt das er von einem Standort zum nächsten wechselt und bei zahlreichen Übungen mitwirkt. „Es ist wohl davon auszugehen, dass er selber bei der Ausbildung von Rekruten mitgewirkt hat“, so die Meinung des Recherche-Teams des VKSVG.

Am 13. Januar 1945 beginnt im Mittelabschnitt der Ostfront die große russische Offensive, welche letztlich auch das Ende Ostpreußens einleitete. In ganz Deutschland werden, wie schon die letzten Monate zuvor und den darauffolgenden, hastig Truppentransporte für die einzelnen Frontabschnitte zusammengestellt. Nun finden sich auch weitere Eintragungen in den Unterlagen der Deutschen Dienststelle, welche das Schriftgut der Deutschen Wehrmacht verwaltet. Drei Tage nach Beginn der Offensive, am 16. Januar 1945, wird Albert Pfund mit neun weiteren Soldaten seines Bataillons per Bahntransport von Salzwedel (Sachsen-Anhalt) aus nach Berlin und von dort aus weiter zum Truppenübungsplatz Arys in die Masuren verlegt. In den Wirren des Krieges angekommen muss auch schon der Rückzug angetreten werden. Am 22. Januar muss er die Kaserne in Arys verlassen, gefolgt von der Roten Armee, welche den Ort schon am folgenden Tag ohne Kampfhandlungen besetzt. „Zu Fuß, 40 km im Schnee und dann weiter“, so schreibt er in einem seiner letzten Feldpostbriefen, bis er am Donnerstag den 25. Januar „vom weiten Laufen befreit“ ist. Auf Grund dieser Feldpostbriefen und der dort genannten Feldpostnummer lässt sich als Einheit das Landesschützenbataillon der Luftwaffe 188/VI entschlüsseln. So war Albert Pfund durch die Kriegswirren von der Panzertruppe zu den Landesschützen der Luftwaffe gekommen. Als Landesschütze waren Sicherungsaufgaben seine Tätigkeit, so dürfte er mit dem verbundenen Rückzug als Sicherung für den Flugplatz in Wormditt gedient haben. Dort befindet er sich vermutlich auch noch am 05. Februar 1945, zwei Tage vor seinem Tod. Was am 07. Februar 1945 genau passiert ist unklar. Das Gebiet um Wormditt wird zu diesem Zeitpunkt von der westfälischen 131. Infanterie-Division gehalten und ist hart umkämpft. „Die deutsche Front war so ausgedünnt, dass im rückwärtigen Gebiet immer wieder Soldaten gesammelt wurden, welche nicht unbedingt gebraucht wurden. So ist es möglich das Albert Pfund zu einer Alarmeinheit kam und dort bei Einbrechen eines Frontabschnitts als „Feuerwehr“ diente“, so ein Sprecher des VKSVG. Entweder bei einem solchen Einsatz oder durch einen der zahlreichen Artillerie- und Fliegerangriffen dürfte Albert Pfund an diesem 07. Februar, einen Mittwoch, am Rücken durch Granatsplitter getroffen worden sein. So wurde er noch zur 2. Kompanie der Kranken-Transport-Abteilung 582 gebracht, welche ihn noch weiter von der Front brachte, nach Mehlsack. Dort verstarb er noch am gleichen Tag. Viel Zeit für seine Beerdigung blieb nicht, mit über 300 weiteren Gefallenen wurde er in einem Massengrab am Lehrerseminar Mehlsack beerdigt. Etwa Anfang April erhält seine in Salzwedel lebende Frau ein Päckchen mit seinen persönlichen Gegenständen, ohne Nachricht. Sie musste davon ausgehen, dass ihr Mann wie so viele andere Männer in dieser Zeit gefallen war. Am 13.04.1945 ist es schließlich Gewiss, ein Mitglied der NSDAP überbringt ihr die Nachricht. Albert Pfund ist gefallen. Diese Umstände sind auf die Wirren der letzten Kriegsmonate zurück zuführen. „So sind zahlreiche Verlustmldungen, welche für die Angehörigen bestimmt waren, nie angekommen da sie auf ihrem Weg in die Heimat durch Kriegseinwirkungen vernichtet wurden“, wissen die Vereinsmitglieder zu berichten.